Messenger-Vergleich der Stiftung Warentest: Eine verpasste Chance

· Deutsche Version
Messenger-Vergleich der Stiftung Warentest: Eine verpasste Chance

Die Stiftung Warentest publizierte gestern einen umfassenden Messenger-Test, der 16 Chat-Apps miteinander vergleicht. Das Ergebnis in der Rubrik «Schutz der Privatsphäre» ist nicht nur überraschend und befremdend, sondern geradezu bizarr.

Nicht genug, dass «Schutz der Privatsphäre» nur mit mageren 30% gewichtet ist. Aufgrund nicht genannter formaljuristischer Mängel an der Datenschutzerklärung wird diese Rubrik grundsätzlich abgewertet, so dass Datenschutz im Endergebnis keine nennenswerte Berücksichtigung mehr findet. Dadurch leidet die Aussagekraft des Vergleichs erheblich.

Zwar erwähnt die Stiftung Warentest am Rande, dass Threema als einziger Dienst ohne Angabe personenbezogener Daten nutzbar ist, doch dieses «Privacy by Design»-Kriterium fliesst aus unerfindlichen Gründen nicht in die Benotung ein. Dabei ist die Möglichkeit anonymer Nutzung der wichtigste Privatsphäre-Aspekt überhaupt, denn nur dort, wo erst gar keine Daten anfallen, können auch garantiert keine missbraucht werden.

Genauso wenig wie «Privacy by Design» wird Metadaten, Quelloffenheit und unabhängigen Sicherheits-Audits Beachtung geschenkt. Doch dass ein Hersteller angibt, die übermittelten Nachrichten seien Ende-zu-Ende-verschlüsselt, hat noch keinen Wert, solange sich das nicht von unabhängiger Seite überprüfen lässt.

Während hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz etliche unverzichtbare Aspekte aussen vor bleiben, erhalten weniger relevante Punkte wie die formaljuristische Bündigkeit der Datenschutzerklärung unverhältnismässig grosses Gewicht und verzerren das an sich schon getrübte Testergebnis so weit, dass auch die letzte Aussagekraft verloren geht. Auch die formal vorbildlichste Datenschutzerklärung kann mangelhafte Sicherheit nicht kompensieren.

Allem Anschein nach hat die Komplexität der Materie zu diesem unausgewogenen und fragwürdigen Ergebnis geführt. Das ist besonders bedauerlich, weil an sich schon nicht einfach zu vermitteln ist, wie gravierend die Privatsphäre-Unterschiede zwischen verschiedenen Chat-Apps sind, und sich viele Anwender von Marketing-Botschaften der Tech-Giganten beschwichtigen lassen.

Glücklicherweise gibt es neben diesem (und unserem eigenen) noch eine ganze Reihe weiterer Messenger-Vergleiche, welche die vielfältigen Unterschiede zwischen den zahlreichen Diensten differenziert und sachkundig herausarbeiten, z.B. messenger-matrix.de und securemessagingapps.com.