Die Akkulaufzeit ist beim Smartphone-Kauf ein wichtiges Entscheidungskriterium, denn ohne Energie ist auch das fortschrittlichste Handy nutzlos. Aus diesem Grund versuchen Smartphone-Hersteller mit allen erdenklichen Mitteln, die Laufzeit ihrer Akkus zu maximieren. Einige Hersteller von Android-Geräten gehen dabei aber zu weit und schütten das Kind mit dem Bade aus. Sie schränken die Hintergrund-Aktivität von Drittanbieter-Apps so drastisch ein, dass manche dieser Apps ihre Grundfunktionen nicht mehr ausüben können.
Längere Akkulaufzeit auf Kosten der Zuverlässigkeit
Ist eine App im Hintergrund aktiv, verbraucht sie unter Umständen unnötigerweise Energie. Hersteller wie OnePlus, Samsung und Xiaomi beenden deshalb kurzerhand Drittanbieter-Apps im Hintergrund, basierend auf eigenen, undurchsichtigen Kriterien, oder sie kappen schlicht deren Netzwerkverbindung, ohne die Nutzer zu informieren. Solche Massnahmen verstossen gegen die offiziellen Richtlinien in Googles «Compatibility Definition Document» (CDD). Für manche Apps mag daraus kein offensichtlicher Nachteil erwachsen, und der Vorteil des gesparten Stroms überwiegt. Bei einem Instant Messenger wie Threema hat diese Praxis jedoch verheerende Folgen und führt unweigerlich dazu, dass neue Nachrichten verspätet oder erst beim Öffnen der App eingehen.
Mainstream-Apps werden verschont
Der Hund liegt aber noch tiefer begraben. Um ihre Kunden nicht zu verärgern, führen viele Smartphone-Hersteller sogenannte «Whitelists», welche nur die populärsten Apps enthalten. Auf Whitelists aufgeführte Apps – z.B. WhatsApp oder Facebook Messenger – sind von Einschränkungen ausgenommen und funktionieren unter allen Bedingungen einwandfrei. So entsteht der Eindruck, das Problem liege bei Threema, weil Konkurrenzdienste die Benachrichtigungen unverzüglich anzeigen. In Tat und Wahrheit sind jedoch allein die Gerätehersteller für diesen Missstand verantwortlich, und Threema hat keine Möglichkeit, darauf einzuwirken.
Auf manchen Geräten lässt sich die Hintergrund-Aktivität prinzipiell für einzelne Apps freischalten. Die betreffenden Einstellungen sind über die entlegensten Untermenüs hinweg auf unüberschaubar viele Bildschirme verteilt. Sie unterscheiden sich nicht nur von Hersteller zu Hersteller, sondern auch von Gerätemodell zu Gerätemodell, und bei Betriebssystem-Updates werden sie regelmässig zurückgesetzt. Etliche Modelle bieten aber überhaupt keine Möglichkeit, das Fehlverhalten durch manuelle Konfiguration zu beheben.
Huawei hat gehandelt
Seit einigen Wochen lässt Huawei die von Android vorgesehene Hintergrund-Aktivität bei Threema wieder zu, und auf neueren Huawei-Geräten funktioniert Threema daher uneingeschränkt. Unsere wiederholten Versuche, auch andere Hersteller zu überzeugen, Threema von destruktiven Einschränkungen auszunehmen, sind jedoch gescheitert.
Wir rufen deshalb Nutzer betroffener Mobilgeräte auf, die fraglichen Hersteller direkt zu kontaktieren und um Behebung dieses Missstandes zu bitten:
Weiterführende Informationen finden Sie in diesem Artikel auf heise.de.